herzlich willkommen zur neuen Online-Ausstellung auf der Internetseite der Kreissparkasse Syke! „Kunst braucht Öffentlichkeit“ –deswegen stellen wir seit vielen Jahren die Werke der Künstlerinnen und Künstler des Gymnasiums Syke aus. Dabei geht die Online-Variante der Ausstellung nun schon in die dritte Runde!
Auf den folgenden Seiten haben wir in Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern und ihrer Lehrerin, Dagmar Koplin, eine umfangreiche Galerie aus drei Semestern Kunst-Leistungskurs zusammengestellt. Wir wünschen viel Freude beim Betrachten dieser Ausstellung. Herzlichst,
Olaf Meyer-Runnebohm,
Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Syke
Das erste Halbjahr der Qualifikationsphase im Kunst-LK haben wir mit dem großen Oberthema „Bild der Dinge” begonnen.
Also einfach nur Gegenstände malen? Nein, wir haben viel mehr als das gemacht! Wir haben fotografiert, Stillleben analysiert und interpretiert, gezeichnet und Collagen erstellt (und manchmal tatsächlich auch „einfach nur” gemalt). Dabei haben wir uns mit drei Künstlern, deren Spezialgebiet die „Dinge” sind, besonders intensiv auseinandergesetzt.
Einer davon ist Samuel van Hoogstraten, der uns mit seinem „Trompe l’oeil”, auf dem ein Steckbrett mit vielen verschiedenen Gegenständen zu sehen ist, im ersten Moment ganz schön getäuscht hat. Kein Wunder, denn „Trompe l’oeil” heißt übersetzt „Augentäuschung". Eine der ersten Anmerkungen, als wir uns das Ölgemälde von Hoogstraten auf dem Smartboard zum ersten Mal angesehen haben, war: „Ist das ein Foto?”.
Inspiriert von diesem Stilleben und unserem Eindruck hatten wir zunächst die Aufgabe, fünf persönliche Gegenstände spannend zu inszenieren und zu fotografieren.
Außerdem haben wir als Kurs gemeinsam unser ganz eigenes Steckbrett erstellt: Jeder hat einen Gegenstand so realitätsnah wie möglich gezeichnet und ausgeschnitten. Alle Ergebnisse haben wir anschließend auf einem mit Stoff eingebetteten Brett vereint. Um unserer Kreativität freien Lauf gewähren zu lassen, durften wir jeder individuell unsere eigene fotografische Stillleben-Reihe unter einem selbst gewählten Aspekt oder Thema erstellen. Wie zu erwarten, war die Vielfalt der Ergebnisse groß: Stillleben-Reihen, bei denen von Foto zu Foto nur eine Sache geändert wurde, die eine gescheiterte Liebesgeschichte erzählten, die Vergänglichkeit zeigten, sich vor allem der Ästhetik widmeten und und und… Womit wir bei unserem zweiten Künstler und seinem Werk wären: Kurt Schwitters und seine Assemblage1 „Das Undbild”. Da man das Wort „und” nicht malen kann, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, genau dieses Wort darzustellen. Das hat er geschafft, indem er einen Schriftzug mit dem Wort „und” zu seiner aus Fundstücken zusammengesetzten Assemblage hinzugefügt hat.
Um seine Arbeitsweise nachvollziehen zu können, haben wir Schülerinnen und Schüler ebenfalls unsere eigenen Collagen und Assemblagen aus “Fundstücken” gestaltet. Da wir dieses Thema während des Corona-Lockdown behandelt haben, konnten wir diese Aufgabe gut mit Fundstücken von zu Hause und unserer Umgebung durchführen. Fotos von verschiedensten Zusammensetzungen von den verschiedensten Gegenständen eroberten also unseren Chat.
Wie man sich denken kann, drehte sich auch unsere erste Kunstklausur um Stillleben. Wir hatten die Aufgabe, ein Stillleben zu gestalten und zu malen, welches einen überstürzt verlassenen künstlerischen Arbeitsplatz darstellt. Angesichts des im Unterricht behandelten Künstlers Paul Cézannes, sollten wir außerdem Bezüge zu seinen Stillleben herstellen. Das hieß das Nutzen eins lasierender Farbauftrags2, sichtbare Bleistift-Linien, eine stimmige Komposition3, etc.
Zudem war der berühmte Künstler Andy Warhol nicht zuletzt wegen seiner gemalten Reihe „Campbell's Soup Cans” sehr präsent in unserem Kurs. Die gleichen und doch so verschiedenen Suppendosen und weitere Werke, die er neben der herkömmlichen Malerei mit dem Siebdruck erzeugte, regten uns dazu an, die Drucktechnik zu erproben. Jedoch nicht mehr unter dem Gesichtspunkt des ersten Oberthemas „Das Bild der Dinge”, sondern dem des Folgenden: Das Bild des Menschen.
EAN Kunst, 13.Jahrgang 2023, Lisa Linnemann
1 “Collagen mit plastischen Objekten, die auf einer Grundplatte befestigt sind” (https://de.wikipedia.org/wiki/Assemblage, Stand: 18.01.2023 )
2 “Das Malen von hauchdünnen, noch durchscheinenden Schichten” (https://www.martin-missfeldt.de/aquarell/lasieren.php, Stand: 18.01.2023
3 “formale[r] Aufbau und [...] Zusammensetzung von Gestaltungselementen eines Gemäldes” (https://www.studysmarter.de/schule/kunst/kunstgattung/komposition-kunst/#:~:text=Was%20bedeutet%20das%20Wort%20Komposition,um%20die%20Gliederung%20des%20Bildes., Stand: 18.01.2023)
Im zweiten Semester haben wir uns dann dem Bild des Menschen gewidmet, wobei wir unseren Fokus auf Last & Lebenssinn und Freizeit gerichtet haben. Was ist der Sinn des Lebens? Arbeit? Freiheit?
In Form von Malereien, Fotografien und Plastiken sind wir diesen Fragen auf die Spur gegangen. Dabei haben wir uns nicht nur Werke von bekannten Künstlern angeschaut und diese analysiert, sondern haben auch selbst welche geschaffen.
Der Fotograf und Sozialdokumentarist Lewis Wickes Hine und der Maler Edouard Manet hatten dabei einen besonderen Einfluss auf den Inhaltsbereich Last und Lebenssinn. Sie zeigten uns die Epoche des Realismus(1848-1890), indem sie mit ihren Werken Kritik am Zeitgeschehen und den sozialen Bedingungen ausübten. Die damaligen anstrengenden Arbeitsbedingungen sind für uns heute unvorstellbar. Die Fotografie „Empire State Building - Riveting on the dome a quartermile up“, welche 1931 von Hine geschossen wurde, bestätigt die Gefahr bei der Arbeit, da die Arbeiter in schwindelerregender Höhe ohne Sicherung das Empire State Building errichten.
Manets Werk „Bar in den Folies- Bergère“ stellt das Großstadtmotiv in Verbindung mit dem Stillleben dar und greift die Gefühle eines Barmädchens namens Suzon auf. Diese Gefühle und Gedanken sollten wir in Form von inneren Monologen festhalten, wobei viele von uns den kontemplativen Sinn des Lebens von Suzon hinterfragt haben.
Der impressionistische Maler Max Lieberman und der anonyme Streetartkünstler Banksy prägten den Inhaltsbereich Freizeit. Nachdem die Menschen einen Alltag gewohnt waren, der aus Arbeiten bestand, war „Freizeit“ ein neuer Begriff des 19.Jh., der der Selbstentfaltung des Individuums diente. Mit Liebermanns Werk „Strand in Nordwijk bei Sturm“ von 1908 lernten wir auch die Epoche des Impressionismus kennen. Die Subjektive Wahrnehmung der Welt und die Wirkung des Lichts standen dabei im Vordergrund.
Mit dem Schablonengraffiti „No Ball Games“ von 2009 kritisiert Banksy das eingeschränkte Freizeitleben, da die Kinder im Werk, anstatt mit einem Ball, mit einem Schild spielen, welches die Inschrift „No Ball Games“ trägt.
Nachdem wir uns jeweils mit dem Theoretischen beschäftigt haben, widmeten wir uns der praktischen Ausarbeitung. Angefangen haben wir mit einer Fotoreihe zum Überthema Last & Lebenssinn, welche wir mit einem Storyboard vorbereiteten. Da das Überthema noch recht grob gefasst war, fielen die Ergebnisse dementsprechend auch vielfältig aus.
Unter anderem lernten wir die verschiedenen Druckarten und Techniken kennen. Eines davon war das Tiefdruckverfahren, wobei wir in eine Plexiglasplatte die Motive unserer Fotoreihe ritzten. Manche haben sich aber auch für ein Motiv entschieden, welches unabhängig von der Fotoreihe war. Darüber hinaus nutzten wir die Möglichkeit mit freien Drucken zu experimentieren. Dafür benutzten wir beispielsweise die Innenseite von Tetrapacks oder auch Teebeutel.
Um das Gefühl und die Wahnehmung der Last und des Lebenssinns zu materialisieren, formten wir abstrakten Figuren aus Ton. Außerdem gestalteten wir menschliche Figuren aus Keramiplast, die freiheitliche, entspannte Posen einnahmen und somit das Freizeitthema einleiteten.
Den Kerninhalt „Bild des Menschen“ schließen wir mit einer Klausur zum Thema Freizeit ab. So war es beim praktischen Schwerpunkt die Aufgabe eine Freistunde am Gymnasium Syke in Bezug zu Liebermanns Werk „Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus“ zu malen.
Im dritten Halbjahr lag der Schwerpunkt auf der „Gestaltung des Raumes“, sei es in Landschaftsgemälden oder Fotografien. Das Thema teilte sich dabei in zwei wesentliche Kerninhalte mit jeweils zwei vorgegeben Bildern.
Der erste Kerninhalt bezog sich auf die bloßen „Ansichten der Natur“, während der zweite Kerninhalt die „Eingriffe des Menschen in die Natur“ berücksichtigte.
Die erste verpflichtende Bildvorgabe war ein Werk des romantischen Künstlers Caspar David Friedrich, der in dem Thema der Landschaftsmalerei eine wichtige Rolle spielt. So war nicht nur eines seiner Gemälde Inhalt unseres Unterrichtes, sondern gleich mehrere, die wir zum Teil auch mit Werken anderer Künstler verglichen. Das vorgegebene Werk Caspar David Friedrichs war „Der Watzmann“, welches das Gebirge rund um den Watzmann in den Berchtesgadener Alpen darstellt. Man würde vermuten, der Künstler sei selbst im Gebirge gewesen und habe den Watzmann mit eigenen Augen gesehen, aber falsch gedacht: Die Dreieckskomposition des Gemäldes basiert ausschließlich auf mehreren Skizzen anderer Künstler. Da das Motiv des Watzmanns ein sehr beliebtes Element in der Landschaftsmalerei ist, haben wir dieses mit dem gleichnamigen Werk des Künstlers Ludwig Richter verglichen, der ebenfalls das Gebirge als zentrales Motiv verwendet. Allerdings ist hier beim direkten Vergleich auffällig, dass das Werk Richters deutlich mehr Einfluss des Menschen beinhaltet. Der Künstler Caspar David Friedrich war auch Teil vieler praktischer sowie theoretischer Arbeiten unseres Unterrichts. So lautete beispielsweise die Aufgabenstellung einer praktischen Klausur, den Watzmann unter Berücksichtigung menschlichen Einflusses, 200 Jahre nach Entstehung des Gemäldes, darzustellen. Ein weiteres Werk Caspar David Friedrichs, welches wir bearbeitet haben, war „Der Wanderer über dem Nebelmeer“. Ein wichtiges Element von Caspar David Friedrichs Werken ist die Darstellung von Rückenfiguren, in die sich der Betrachter des Gemäldes hineinversetzen und die abgebildete Landschaft aus dessen Blickwinkel und Perspektive betrachten kann. Dieses Motiv machten wir ebenfalls zu einem unserer Werke, indem wir unsere eigene Landschaft kreierten und uns selber als Rückenfigur einbrachten. Ausgearbeitet haben wir unsere Landschaftsgemälde mit Acryl auf Leinwand.
Die weitere Bildvorgabe des ersten Kerninhaltes „Ansichten der Natur“ war das Werk Paul Cézannes „La Montagne St. Victoire“. Zu sehen ist dort ein Gebirge, bei welchem eine kleine Stadt im Vordergrund zu erkennen ist. Besonders auffällig bei Cézannes Werk ist hier, dass es viele Ausführungen des Bildes mit unterschiedlichen Ikonizitätsgraden gibt. Diese abstrakte Malweise charakterisiert den Künstler Paul Cézanne und die Epoche des Post-Impressionismus, der das vorliegende Werk zuzuordnen ist.
Das erste vorgegebene Werk des zweiten Kerninhaltes ist der „Bau der Teufelsbrücke“ von Carl Blechen. Dieses zeigt in romantischer Stimmung den Bau einer weiteren Teufelsbrücke über die Reuss in einer Schlucht im Schweizer Kanton Uri. Hier ist vor allem, im Gegensatz zu den vorherigen Gemälden, der Einfluss des Menschen in der und auf die Natur zu beobachten.
Das letzte Werk, welches wir thematisiert haben, grenzt sich, aufgrund dessen Machart, deutlich von den restlichen Kunstwerken ab, da es sich um eine Fotografie handelt. Genauer gesagt kann man auch von einem Projekt sprechen, denn Thomas Struth war nur einer von elf Fotografen, die für „This Place“ durch Israel und das Westjordanland reisten, um mithilfe der Fotografie auf die dortigen Verhältnisse hinzuweisen und diese, wie in dem Werk „Outskirts of Ramallah“, darzustellen.
Die letzte praktische Arbeit, die wir in dem Halbjahr erledigen sollten, bezog sich auf das gesamte Halbjahr, in der sowohl die bloßen „Ansichten der Natur“, als auch den „Eingriff des Menschen in die Natur“ berücksichtigt werden sollte. So lautete der erste Teil der Langzeitaufgabe, eine eigene Fotoreihe zu erstellen, die einen Ausschnitt einer Landschaft zu verschiedenen Tages- oder Jahreszeiten zeigt. Der zweite Teil der Aufgabe bestand darin, den Einfluss des Menschen in die Natur in Form von mehreren Fotografien darzustellen, auf welche Art dies geschieht, war uns überlassen.